Fazit und Zukunftsausblick
Unsere Studie arbeitet die Relevanz von Biodiversität und Ökosystemleistungen für die Landwirtschaft sowie von ihr abhängiger Sektoren wie der Finanzwirtschaft heraus. Während der Einfluss auf landwirtschaftliche Produktionssysteme aufgrund großer Abhängigkeiten deutlich ist, stellt die Quantifizierung entsprechender Risiken eine zentrale Herausforderung für Kreditinstitute dar. Dies erschwert nicht nur die Integration in das betriebliche Risikomanagement, sondern auch die Berücksichtigung in Kreditvergabeprozessen und strategischen Entscheidungen von Banken.
Ein zentrales Hindernis stellt die unzureichende Datenlage dar: Es fehlen standardisierte, standortbasierte Indikatoren, die eine belastbare Bewertung von Biodiversitätsrisiken auf Betriebs- und ein Assessment auf Finanzierungsebene ermöglichen. Bestehende Marktstandards wie ENCORE bieten zwar eine Orientierungshilfe, sind jedoch für die Anforderungen des deutschen Agrarsektors nur eingeschränkt geeignet. Die Einschätzungen unserer Expertinnen und Experten zeigen zudem, dass selbst Fachleute Schwierigkeiten haben, die Abhängigkeiten der Landwirtschaft von Ökosystemleistungen differenziert zu bewerten – was Zweifel an der Aussagekraft solcher Tools aufwirft.
Gleichzeitig ist die Relevanz der Thematik in der landwirtschaftlichen Praxis spürbar. Unterschiedliche Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität zeigen sowohl kurzfristige als auch langfristige Wirkungen. Dennoch fehlt es bislang an flächendeckenden Methoden zur systematischen Erfassung und Wirkungsmessung dieser Maßnahmen. Die europäische Forschung arbeitet im Rahmen unterschiedlicher Projekte intensiv an der Entwicklung standardisierter Metriken und strebt mittelfristig eine technologiegestützte Messbarkeit an. Perspektivisch könnten Förderinstrumente für den Agrarsektor somit ebenfalls stärker an die Umsetzung biodiversitätsfördernder Maßnahmen gebunden werden.
Für die weitere Bearbeitung des Themas ergeben sich mehrere Handlungsfelder:
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Standardisierung und Datenverfügbarkeit: Es bedarf der Entwicklung betriebsspezifischer und standortbezogener Indikatoren zur Bewertung von naturbezogenen Risiken. Diese sollten sowohl wissenschaftlich fundiert als auch praxisnah sein.
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Verknüpfung von Land- und Finanzwirtschaft: Die Integration von Biodiversitätsaspekten in Finanzprodukte und -prozesse erfordert ein umfangreiches Verständnis der ökologischen Abhängigkeiten der jeweiligen landwirtschaftlichen Betriebe.
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Förderung: Zur Umsetzung von Maßnahmen zur Erhaltung der Biodiversität bedarf es umfassender Förderung. Gezielte Förderprogramme und Initiativen können helfen, Maßnahmen in der Landwirtschaft umzusetzen.
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Forschung und Wissenstransfer: Um eine korrekte Bewertung und Herleitung ertrags- sowie biodiversitätsfördernder Maßnahmen zu ermöglichen, ist eine vertiefte Erforschung der naturbezogenen Risiken und Abhängigkeiten in der Landwirtschaft wichtig. Dies schließt auch die kritische Reflexion und Erweiterung bestehender Tools ein.
„Was im Kontext naturbezogener Risiken für Banken und landwirtschaftliche Betriebe unterstützend wirken würde, sind gezielte Förderprogramme mit klarem Bezug zum Schutz der Biodiversität. Sie setzen konkrete Anreize für Maßnahmen, die zur Minimierung ökologischer Risiken beitragen und gleichzeitig einen messbaren Impact auf regionaler und lokaler Ebene entfalten – etwa durch den Erhalt artenreicher Lebensräume oder die Förderung biodiversitätsfreundlicher Landnutzung. Im Immobiliensektor sind diese ja bereits umfangreich vertreten und werden im Rahmen von Programmen für klimafreundliche oder energieeffiziente Gebäude genutzt.“
Nana von Rottenburg
Referentin Nachhaltigkeit
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR)
Die Landwirtschaftliche Rentenbank wird sich weiterhin aktiv für den fachlichen Austausch zwischen der deutschen Finanz- und der Landwirtschaft einsetzen. Wir können durch die Bereitstellung von Finanzierungsprodukten zum Biodiversitäts- und Umweltschutz beitragen – etwa durch Förderungen für Betriebe, die biodiversitätsfördernde Maßnahmen umsetzen.
Darüber hinaus ist die Rentenbank ein wichtiges Bindeglied zwischen Real- und Finanzwirtschaft: Sie kann den sektorübergreifenden Austausch fördern, Bedarfe aus der landwirtschaftlichen Praxis in die Finanzwelt übersetzen und umgekehrt Anforderungen aus der Finanzwirtschaft in die landwirtschaftliche Umsetzung anregen. Damit trägt sie wesentlich dazu bei, Biodiversität als strategisches Risikothema in beiden Bereichen zu verankern und zur operativen Umsetzung zu befähigen.