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Zusammenarbeit zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft

Die zunehmende Relevanz naturbezogener Risiken für das Finanzsystem erfordert gemeinsame Anstrengungen aller relevanten Akteure – sowohl von der Politik und Wissenschaft als auch der Finanz- und Landwirtschaft. Studien, etwa der Europäischen Zentralbank1, zeigen deutlich, wie stark Kreditportfolien europäischer Banken von naturabhängigen Sektoren beeinflusst werden. Naturbezogene und Biodiversitätsrisiken sind dabei nicht nur ökologische, sondern zunehmend auch wirtschaftliche Risiken, die sich direkt auf die Stabilität von Geschäftsmodellen und Kreditportfolien auswirken.

Insbesondere in der Agrarfinanzierung ist die Abhängigkeit von funktionierenden Ökosystemen evident. Regionale Institute mit starkem Fokus auf die Landwirtschaft sind besonders exponiert gegenüber physischen, naturbezogenen Risiken. Umso wichtiger ist es, dass Banken gemeinsam mit landwirtschaftlichen Betrieben Wege finden, Resilienz aufzubauen und Biodiversität als relevanten Faktor in die Kreditvergabe zu integrieren.

Förderbescheide und GAP-Prämien sowie andere Datenquellen enthalten zwar relevante Informationen, liegen jedoch für Banken meist nur in nicht-auswertbarer Form vor. Ein deutschlandweites, digitales Kataster biodiversitätsfördernder Maßnahmen wäre ein möglicher Lösungsansatz und entscheidender Fortschritt. Ebenso braucht es einheitliche Nachweissysteme, die es ermöglichen, das Engagement von Betrieben systematisch zu erfassen und in Risikobewertungen zu integrieren.

„Wenn wir als Gesellschaft und die Politik Transparenz, Nachhaltigkeit und Rückverfolgbarkeit fordern, muss auch dafür gesorgt werden, dass digitale Systeme in der Landwirtschaft miteinander sprechen – effizient, praxisnah und entlastend. Nur so kann Bürokratie reduziert und gleichzeitig die Qualität der Daten verbessert werden. Nicht nur für die Darstellung von Ökosystemleistungen, sondern für das gesamte Ernährungssystem.“

Portrait von Sophie Wolters
Sophie Wolters
Projektleiterin F.R.A.N.Z.
Umweltstiftung Michael Otto

Die Landwirtschaftliche Rentenbank kann hier eine Schlüsselrolle einnehmen – als Emittent von Fördermitteln, als Wissenshub sowie als Impulsgeber für Pilotprojekte. Unsere Nähe zur landwirtschaftlichen Praxis und zur Finanzbranche sowie unser Fokus auf Nachhaltigkeit machen uns zu einer wesentlichen Partnerin für die Entwicklung biodiversitätssensibler Finanzierungsansätze. Als Schnittstelle zwischen der Finanzwirtschaft und der Landwirtschaft möchten wir das Verständnis und den Wissenstransfer zwischen beiden Seiten stärken und somit auch unseren Förderauftrag erfüllen. Dabei begleiten wir die landwirtschaftlichen Betriebe bei der Bewältigung der kommenden Anforderungen von Bankenseite.

Die Mehrheit der von uns befragten Banken wünscht sich Unterstützung bei der Erfassung, Bewertung und Steuerung naturbezogener Risiken vor allem von Bankenverbänden und Regulierungsbehörden (jeweils 66,7 %). Auch ESG-Datenanbieter (54,2 %) und wissenschaftliche Institutionen (45,8 %) werden als wichtige Partner angesehen. Nur ein sehr geringer Anteil (4,2 %) sieht keinen Unterstützungsbedarf, wodurch der hohe Handlungsdruck betont wird (vgl. Abbildung 15).

Von welchen Akteuren wünschen Sie sich (mehr) Unterstützung bei der Erfassung, Bewertung oder Steuerung naturbezogener Risiken?

Gleichzeitig ist die politische Unterstützung unerlässlich. Es braucht klare und verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen, die Planungssicherheit schaffen und verhältnismäßig zur Praxis ausgestaltet sind. Strukturierte Stakeholder-Dialoge mit frühzeitiger Einbindung der Praktikerinnen und Praktiker haben dafür eine hohe Relevanz. Auch die Rolle von Landwirtschaftskammern, Verbänden und Beratungsinstitutionen kann gestärkt werden, um die Transformation gemeinsam zu gestalten.

„Förderbanken tragen eine besondere Verantwortung: Sie müssen ihr Handeln konsequent an einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Entwicklung ausrichten. Das bedeutet auch, Unternehmen aktiv auf ihrem Transformationsweg zu begleiten – direkt oder indirekt, indem sie andere Banken unterstützen, diese Prozesse finanzieren zu können. Um echte Transformation zu ermöglichen, braucht es klare Orientierung, gemeinsames Handeln und Rahmenbedingungen, die sozial-ökologischen Fortschritt ermöglichen und zugleich wirtschaftliche Tragfähigkeit innerhalb planetarer Grenzen sichern.“

Portrait von Dr. Laura Mervelskemper
Dr. Laura Mervelskemper
Leiterin Strategie und Entwicklung
GLS Gemeinschaftsbank eG


Fühlen Sie sich für künftige regulatorische Anforderungen zu Biodiversitätsthemen ausreichend vorbereitet?

Wirtschaftliche Anreize sind notwendig, um biodiversitätsfördernde Maßnahmen auf landwirtschaftlichen Betrieben umzusetzen. Dabei darf der Blick nicht bei der Produktion enden – auch Verarbeitung, Vermarktung und Logistik müssen mitgedacht werden, um neue Kulturen wirtschaftlich tragfähig zu machen. Nicht zuletzt ist ein Kulturwandel erforderlich: Biodiversität darf nicht als zusätzliche Belastung, sondern muss als Chance verstanden werden – für resilientere Geschäftsmodelle, neue Märkte und langfristige Stabilität. Dafür braucht es Aufklärung, positive Narrative und ein gemeinsames Verständnis der Bedeutung funktionierender Ökosysteme für die Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft und des Finanzsystems.


  1. Europäische Zentralbank, 2023