Strategischer Rahmen
Purpose
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor enormen Veränderungen, die sich mit zunehmender Geschwindigkeit vollziehen. Da sind zum einen die drei großen Treiber Klimawandel, Digitalisierung und die demografische Entwicklung. Hinzu kommen akut auftretende Schocks. Das ist keine vorübergehende Phase, sondern unsere neue Normalität. Sie betrifft die Rentenbank ebenso wie unsere Geschäftspartner und Endkunden. Damit wir in dieser volatilen Welt mittel- und langfristig bestehen und uns resilient aufstellen können, sind transformatorische Anpassungen erforderlich.
Diese Transformation bedeutet für alle Beteiligten eine große Anstrengung. Sie erfordert ein sektorenübergreifendes Handeln und ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Dafür sind hohe Investitionen erforderlich.
Die Rentenbank fördert und begleitet diese Transformation mit passenden und zielgerichteten Angeboten. Dies erfordert aber auch von uns einen tiefgreifenden Wandel. Als Förderbank müssen wir uns für die Zukunft so aufstellen, dass wir den Anforderungen, die von außen und innen an uns gestellt werden, gerecht werden.
Gerade in einem sich schnell verändernden Umfeld gibt uns unser Purpose „Wir bringen das Land nachhaltig voran“ einen Rahmen. Der Purpose wurde im Verlauf des Transformationsprojekts Ende 2022 erarbeitet und stellt den Nutzen der Rentenbank sowie den Grund und Zweck unseres Handelns dar.
Zukunftsbild und Unternehmenswerte
Unser Zukunftsbild bildet die Grundlage für die Strategie und die jährliche Planung der nächsten Jahre. Es ist auf das Zieljahr 2028 ausgerichtet und fungiert als Kompass für die Weiterentwicklung der Organisation. Dabei setzt es fokussierte Ambitionen, einen klaren Anspruch und Leitplanken. Vom Zukunftsbild ausgehend werden jährlich verbindliche Ziele sowie Maßnahmen abgeleitet. Die strategischen Ziele dienen als jährliche Meilensteine zur Erreichung unseres Zukunftsbilds. Sie stoßen Veränderungen für die Weiterentwicklung der Organisation an und tragen dazu bei, unsere unternehmerischen Kennzahlen langfristig zu sichern.
Zusammenfassend orientieren wir uns im Zukunftsbild an den folgenden strategischen Leitplanken:
- Wir sind die Transformationsbank für die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum.
- Wir sind ein begehrter und attraktiver Arbeitgeber.
- Wir sind anpassungsfähig, effizient und digital.
- Wir entwickeln uns permanent weiter.
Im Rahmen des Transformationsprojekts wurden 2024 unter Beteiligung aller Mitarbeitenden auch unsere Unternehmenswerte neu definiert:
- Tatkraft – Wir ackern gemeinsam.
- Wertschätzung – Wir wachsen miteinander.
- Verantwortung – Wir bauen aufeinander.
- Innovation – Wir pflanzen Zukunft.
- Beständigkeit – Wir schätzen unsere Wurzeln.
Unsere Werte dienen als roter Faden und Kompass für das Verhalten und die Entscheidungen aller Mitarbeitenden und tragen zur Schaffung eines einheitlichen Verständnisses von Zielen und Erwartungen bei. Unsere Werte bilden zusammen mit unserem Verhaltenskodex und unserer Risikokultur die Grundlage für ethisch korrektes Verhalten in der Rentenbank. Der Verhaltenskodex kann auf dem Nachhaltigkeitsportal der Rentenbank eingesehen werden.
Rahmenbedingungen des Nachhaltigkeitsmanagements
Wir fördern auf Basis unseres gesetzlichen Auftrags die Agrarwirtschaft und den ländlichen Raum. Das besondere Augenmerk gilt dabei der Förderung von Investitionen in eine fortschrittliche und gleichzeitig nachhaltige Entwicklung der Agrarwirtschaft. Wir wollen eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft mitgestalten. Dabei setzen wir uns für die Nachhaltigkeitsziele der Bundesrepublik Deutschland, der Europäischen Union und der internationalen Gemeinschaft ein. Wir bekennen uns zu den Zielen der Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen sowie den Zielen des Pariser Klimaabkommens und leisten unseren Beitrag zu deren Umsetzung. Als Förderbank sind wir dem Konzept Sustainable Finance – der Finanzierung von klimagerechtem und nachhaltigem Wirtschaften – verpflichtet. Orientierung bieten uns hierbei der EU-Aktionsplan „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“ sowie die uns und unsere Stakeholder betreffenden Bestandteile des europäischen Grünen Deals.
Nachhaltigkeitsrichtlinien
Um das Thema Nachhaltigkeit auch strategisch stärker zu integrieren, haben wir 2021 Nachhaltigkeitsleitlinien eingeführt. Sie spiegeln Verständnis und Ambitionsniveau der Bank hinsichtlich des zentralen Leitmotivs als nachhaltiges Unternehmen und als Transformationsbank der Landwirtschaft in Deutschland wider. Zudem werden in den Leitlinien wesentliche Handlungsfelder sowie langfristige Ziele und Maßnahmen verankert.
Klimastrategie1
Die Rentenbank hat 2024 erstmals eine Klimastrategie erarbeitet und veröffentlicht. Wir bekennen uns zum 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens und richten sowohl unser Bankgeschäft als auch den Bankbetrieb auf das Erreichen dieses Ziels aus. Für das Bankgeschäft gilt, dass wir die Klimastrategie und eine zukunftssichere Finanzierung der Branche übereinbringen. Der stärkste Hebel für die Reduktion der Treibhausgasemissionen aus unseren Finanzierungen ist unser Landwirtschaftsportfolio.
Entlang der Reduktionspfade im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung setzen wir uns das Ziel, unsere Emissionsintensität im Landwirtschaftsgeschäft bis 2030 von aktuell 1,26 kg CO2e/EUR um 18 % auf 1,03 kg CO2e/EUR zu reduzieren.
Über die Reduktionsziele hinausgehend haben wir uns für verschiedene Bereiche unserer Förderung, die sich emissionsmindernd auswirken, Ausbauziele gesetzt. Zu diesen Bereichen gehören zum einen die Finanzierungen der erneuerbaren Energien, weil sie Emissionen aus fossilen Energien vermeiden. Zum anderen werden im Bereich des natürlichen Klimaschutzes Tätigkeiten finanziert, die Emissionen binden, wie z. B. der ökologische Landbau.
Ausbauziele | Metrik | Basisjahr | Ist 2024 (2023 + 2024) |
Kumuliertes Ziel 2023 bis 2030 |
Erneuerbare Energien | Eingesparte kt CO2e | 2023 | 14.719 | > 45.000 |
Natürlicher Klimaschutz | Neugeschäft in MEUR | 2023 | > 111 | > 600 |
Auch für unseren Bankbetrieb haben wir uns Emissionsreduktionsziele gesetzt. Hier beziehen sich unsere Ziele auf die zwei Hauptemissionsquellen: das Bankgebäude und den Fuhrpark.
Reduktionsziele | Absolute Emissionen 2019 (in t CO2e) |
Ziel 2030 (in % zum Basisjahr 2019) |
Ziel 2030 (in t CO2e) |
Ziel 2040 |
Bankgebäude | 449,7 | > - 75 % | 105,3 | Netto-Neutralität2 |
Fuhrpark | 16,0 | > - 70 % | 4,8 | Netto-Neutralität3 |
Weitere Leitlinien und Dokumente
Im Fördergeschäft sowie bei der Kapitalanlage finden Ausschlusskriterien Anwendung. Über diese Ausschlusskriterien wird die Finanzierung von Aktivitäten, die nicht mit unserem Förderauftrag vereinbar sind, unterbunden. Die Ausschlusskriterien bei der Geldanlage setzen auf ein normenbasiertes Screening von Kontroversen, die – bei entsprechend starker Einwertung – eine Neuanlage in Anleihen oder Inhaberschuldverschreibungen des jeweiligen Bankgeschäftspartners ausschließen. Weiterhin werden in Bonitätseinstufungen sowie in Limit-Beschlussvorlagen ESG-Kriterien integriert.
Unsere Förderprodukte haben einen beträchtlichen Hebel, einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung zu leisten. Mithilfe eines SDG-Mappings skizzieren wir, welchen positiven Beitrag unsere Förderung zur Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs), den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, leisten. Den größten Beitrag leisten die Fördermittel der Rentenbank im Jahr 2024 zum Nachhaltigkeitsziel 9 „Industrie, Innovation und Infrastruktur“. Das Neugeschäftsvolumen in der Höhe von 1,48 Mrd. EUR dient dem Ausbau und der Modernisierung der Infrastruktur im Ländlichen Raum. Mit einem Volumen von 1,17 Mrd. EUR haben wir SDG 8 „Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum“ unterstützt. Die Rentenbank fördert hier vor allem den Bau und die Modernisierung von Gebäuden sowie den Erwerb von Maschinen und technischen Anlagen. Mit 391,49 Mio. EUR wurde 2024 das SDG 2 „Kein Hunger“ unterstützt. In diesem SDG finanziert die Rentenbank unter anderem die Sicherstellung der landwirtschaftlichen Produktivität, z. B. durch den Kauf von Düngemitteln sowie die Nachhaltigkeit in der Nahrungsmittelproduktion.
Doppelte Wesentlichkeitsanalyse und wesentliche Handlungsfelder
Im Jahr 2024 wurde die Wesentlichkeitsanalyse der Rentenbank überarbeitet und erstmalig nach neuem Konzept durchgeführt. Die Wesentlichkeitsanalyse folgt hierbei dem Prinzip der Doppelten Wesentlichkeit, welche sowohl Themen bewertet, die von außen auf das Unternehmen einwirken („Outside-In“), als auch solche Einflüsse, die vom Unternehmen ausgehend auf Umwelt und Gesellschaft wirken („Inside-Out“).
Im ersten Schritt wurde eine Liste von potenziell wesentlichen Themen erstellt, welche sich insbesondere aus den Strategien, Tätigkeiten und Geschäftsbeziehungen der Rentenbank speiste. Über ein Stakeholderformat und die Einbeziehung externer Veröffentlichungen wurde eine möglichst umfangreiche Ermittlung von Themen verfolgt.
In die Bewertung der Wesentlichkeit wurden im Jahr 2024 insgesamt 16 Einheiten und Funktionen der Bank einbezogen, wobei viele Themen – soweit inhaltlich berechtigt – von mehr als einer Einheit bewertet wurden. Die Einheiten bewerteten die Liste von Themen hierbei sowohl im Hinblick auf ihre ökologischen oder sozialen Auswirkungen als auch anhand ihrer finanziellen Wesentlichkeit, um beiden Aspekten der Doppelten Wesentlichkeit gerecht zu werden. Erstere wurden hinsichtlich Ausmaßes, Umfang, Behebbarkeit und Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet, während Letztere hinsichtlich ihres Ausmaßes und ihrer Eintrittswahrscheinlichkeit eingestuft wurden. Die Rentenbank folgte bei der Berechnung der jeweiligen Wesentlichkeiten den Empfehlungen der EFRAG. Das Ergebnis sind die wesentlichen Handlungsfelder der Rentenbank.
Handlungsfeld | Wesentlich nach Wesentlichkeitsanalyse | Teil der Nachhaltigkeitsleitlinien |
Nachhaltige Unternehmensführung | ||
Nachhaltiges Geschäftsmodell | Ja | Ja („Strategie und Management“, „Corporate Governance“) |
Gesellschaftliches Engagement | Ja | Ja |
Daten- und IT-Sicherheit | Ja | Nein |
Kommunikation und Stakeholder- Engagement |
Nein | Ja |
Nachhaltiges Bankgeschäft | ||
Klimawandel | Ja | Ja („Finanzierungen und Kapitalmarkt“) |
Ökologische Landwirtschaft | Ja | Ja („Finanzierungen und Kapitalmarkt“) |
Ländliche Entwicklung | Ja | Ja („Finanzierungen und Kapitalmarkt“) |
Risikomanagement | Ja | Ja |
Nachhaltiges Personalmanagement und Diversität | ||
Mitarbeiterrechte & Arbeitsbedingungen | Ja | Ja |
Nachhaltiger Bankbetrieb | ||
Betriebsökologie | Nein | Ja |
Nachhaltige Beschaffung | Nein | Ja |
Aufgrund des Geschäftsmodells der Rentenbank ist das Risiko für schwerwiegende Verletzungen von Umwelt- und Sozialbelangen sowie von Menschenrechten und sonstigen geltenden rechtlichen Verpflichtungen in der Wertschöpfungskette als gering einzustufen. Wir sind durch unseren gesetzlichen Auftrag auf Deutschland konzentriert. Außerdem verfügen wir über vergleichsweise wenige Lieferantinnen und Lieferanten sowie Dienstleistende außerhalb Deutschlands oder Europas. An unserem einzigen Standort in Frankfurt am Main haben wir umfangreiche Managementprozesse eingeführt, um die Einhaltung aller einschlägigen gesetzlichen Vorschriften auch in Bezug auf Umwelt- und Sozialbelange sicherzustellen. Im Jahr 2023 haben wir Lieferantenrichtlinien in der Beschaffung eingeführt, welche in Kapitel „Nachhaltige Beschaffung“ näher beschrieben sind.
Parallel zur Wesentlichkeitsanalyse läuft der Prozess der Risikoinventur. Im Zuge der Risikoinventur verschafft sich die Rentenbank einen Überblick über die einzelnen Risikoarten sowie die Risikokonzentrationen. Dies umfasst auch Nachhaltigkeitsrisiken, welche nicht als eigenständige Risikoart betrachtet werden, sondern vielmehr als Treiber der klassischen Risikoarten. Eine genaue Beschreibung des Umgangs der Rentenbank mit ESG-Risiken erfolgt im Risikobericht.