Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Jahr 2024 lag die globale Durchschnittstemperatur erstmals um mehr als 1,5-Grad über dem vorindustriellen Niveau. Die Folgen des Klimawandels sind für die deutsche Landwirtschaft bereits heute deutlich spürbar: Ertragsschwankungen durch extreme Wetterereignisse, erhöhter Druck durch Schadorganismen und verstärkte Erosion sind nur einige Beispiele. Gleichzeitig stammt ein nicht unerheblicher Teil der Emissionen aus der Landwirtschaft selbst. Da der Lebensmittelproduktion biologische Prozesse zugrunde liegen, werden sich diese Emissionen vermutlich nie vollständig reduzieren lassen. Die Landwirtschaft ist systemrelevant und ein wichtiger Wirtschafts- und Resilienzfaktor für unser Land. Die Ziele des Klimaschutzgesetzes für 2020 hat die Branche bereits erfüllt, und mit der richtigen Unterstützung wird sie auch die Ziele für 2030 erreichen. Dabei steht für uns und für viele andere Banken die folgende Frage im Zentrum unserer Ambitionen: Wie können wir unsere Finanzierungsangebote für die Landwirtschaft so auf das 1,5-Grad-Ziel ausrichten, dass die Landwirtschaft in ihrer ganzen Breite und Vielfalt für die Banken finanzierbar bleibt? Denn klar ist: Die Finanzierung der Landwirtschaft ist und bleibt unsere Kernaufgabe. Ein Teil unserer Antwort ist die vorliegende Klimastrategie. Sie hat zum Ziel, die Landwirtschaft bei ihrer Transformation in Richtung Nachhaltigkeit zu unterstützen, vor allem durch zielgerichtete Investitionen. Nur durch Investitionen ist eine Reduzierung der Emissionen ohne wirtschaftliche Einbußen für die Branche möglich.

Vor diesem Hintergrund wollen wir in großer Breite mit vielen Betrieben und Hausbanken in den Austausch kommen, um eben diese Investitionen zu ermöglichen. Insbesondere wollen wir auch die Betriebe unterstützen, deren Emissionen heute noch sehr hoch sind. Hierfür wollen wir passgenaue und kundenorientierte Angebote entwickeln. Mit unseren Förderprogrammen, unserer Innovationsförderung und unseren Brancheninitiativen fördern wir bereits heute landwirtschaftliche Praktiken, die zum Klimaschutz beitragen – auch wenn dieser Beitrag bislang noch nicht quantifizierbar ist. Die Berechnung und Dekarbonisierung von Portfolioemissionen, insbesondere in der Landwirtschaft, ist eine große Herausforderung. Datenverfügbarkeit und geeignete Metriken bleiben zentrale Hürden. Doch wir stellen uns dieser Aufgabe. Unser Ziel ist es, Lösungen zu entwickeln, die Emissionen messbar zu machen, und den großen Beitrag der Landwirtschaft zu Klimaschutz und Biodiversität klarer herauszustellen. Wir sind überzeugt, dass das Agrarportfolio der Banken unter Berücksichtigung aller Zielkonflikte auf das 1,5 Grad-Ziel ausgerichtet werden kann und gleichzeitig die gesellschaftlich notwendige und für die Betriebe zukunftssichernde Finanzierung der Landwirtschaft gewährleistet wird. Daran arbeiten wir gemeinsam mit der Branche!

Nikola Steinbock
Vorstandssprecherin der Landwirtschaftlichen Rentenbank